Alles akzeptiert? Vornamengebung in Italien

In Italien gibt es zwar keine offizielle Liste mit verbotenen Vornamen, wohl aber gibt es eine Art schwarze Liste mit Regelungen, welche Arten von Namen unzulässig sind.

Regelungen der Vornamenvergabe

Wie in vielen anderen Ländern auch steht bei der Vergabe von Vornamen in Italien das Kindeswohl an erster Stelle. Rechtsgrundlage ist das Zivilgesetzbuch, genauer das Gesetz 396/2000 und darin die Artikel 34 und 35. Diese verbieten Vornamen, die das Kind der Lächerlichkeit preisgeben. Insofern umfasst die „schwarze Liste“ der verbotenen Vornamen insbesondere:

  • Vornamen, die moralisch negativ konnotiert sind – etwa anstößige, vulgäre, beleidigende oder peinliche Vornamen, z. B. Satan
  • Farbnamen
  • Marken- und Handelsnamen, z. B. Ikea, Nutella, Prada
  • Namen von fiktiven Figuren aus Film und Fernsehen, z. B. Frodo, Jon Schnee, Laura Palmer, Walter White
  • Namen von fiktiven Figuren aus Zeichentrick- und Animeserien, z. B. Doraemon, Guku, Pollon, Vegeta
  • Namen von fiktiven Figuren aus der Literatur, z. B. Dracula, Moby Dick, Schneewittchen, Venerdì (= Freitag aus Robinson Crusoe)
  • Vornamen, die mit umstrittenen historischen Persönlichkeiten in Verbindung stehen – wie Adolf Hitler, Bin Laden, Benito Mussolini oder Lenin
  • Familiennamen, sofern diese eindeutig als Familiennamen erkennbar sind, z.ִ B. Maradonna, Rossi
  • Fantasienamen
  • geschlechtswidrige sowie nicht geschlechtsspezifische Vornamen

Ausländische Vornamen

Darüber hinaus müssen ausländische Namen von Kindern mit italienischer Staatsbürgerschaft im italienischen Alphabet geschrieben werden – die Buchstaben j, x, y, k und w sind allerdings zulässig. Ein Beispiel: Der deutsche Umlaut ü wird entfernt und in ue umgewandelt. Ausnahmen bestehen in Regionen, in denen Zweisprachigkeit herrscht, wie Südtirol.

Vornamenanzahl

Auch die Anzahl der Vornamen, die für ein Kind beurkundet werden, ist in Italien begrenzt. So dürfen nicht mehr als drei Vornamen eingetragen werden, wobei Zusammensetzungen wie Gianlorenzo (Giovanni und Lorenzo) oder Pierpaolo (Piero und Paolo) als ein Vorname gelten. Bei der Taufe ist es theoretisch möglich, eine unbegrenzte Anzahl von Namen zu vergeben. Dies hat jedoch keine rechtliche Bedeutung, sodass das Standesamt die Anzahl stets auf drei begrenzt.

Weitere Regelungen

In der Tat müssen die italienischen Standesbeamt(inn)en jeden Wunschnamen eintragen. Sie haben kein Recht, sich zu weigern, müssen einen Zweifelsfall jedoch der Staatsanwaltschaft melden. Die Staatsanwaltschaft nimmt dann eine Einschätzung vor und kann die Berichtigung von Amts wegen veranlassen. In der Regel wird der zu ändernde Name jedoch nie gelöscht und ersetzt! Vielmehr wird er durch einen anderen Namen ergänzt, der mit dem Geschlecht des Babys verknüpft ist.

Ausnahmen

Die „schwarze Liste“ der verbotenen Vornamen ist nicht in Stein gemeißelt. So werden Vornamen nach historischen oder literarischen Vorbildern oder Vorlagen aus Fernsehen und Unterhaltung durchaus anerkannt – sofern das Kindeswohl nicht beeinträchtigt wird. Beispielsweise war in der Dallas-Ära der Name Sue Ellen der letzte Schrei. Auch Bruno ist ein Beispiel für eine Ausnahme, handelt es sich doch um einen klassischen italienischen Familiennamen, der aber mittlerweile als Vorname gebräuchlich ist. Was die geschlechtliche Konnotation von Vornamen angeht, so gibt es Ausnahmen für einige Unisex-Namen, darunter Andres, Celeste, Fiore, Diamante und Felice. Maria darf als Zweitname auch für Jungen vergeben werden. Ferner ist der Vorname Blu so eine Ausnahme.

Der Zweifelsfall Blu

Die Frage nach der Eintragungsfähigkeit des Wunschnamens Blu landete in Italien in mehreren Fällen vor Gericht. So stand neben der Frage, ob der Name überhaupt in Ordnung sei, die Frage nach seiner geschlechtlichen Zuordnung im Raum: Handelt es sich um einen Mädchen- oder Jungennamen oder ist Blu gar geschlechtsneutral? Die Verhandlungen gingen positiv für die Eltern aus. Blu gilt als moderner Vorname in Anlehnung an die englische Farbbezeichnung blue – und lässt demnach keine klare Zuordnung zu einem Geschlecht zu. Mittlerweile ist Blu in Italien ein durchaus beliebter Vorname, der vornehmlich an Mädchen, aber auch an Jungen vergeben wird.

Quellen

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