Vergessen, bis Harry Potter kam: der Vorname Hermine

Hermine – das ist die beste Freundin von Harry Potter. Daran denken wohl viele, wenn sie den Namen heutzutage hören. Für viele Jahrzehnte war er kaum mehr als ein leiser Nachhall vergangener Generationen, bis er dank J. K. Rowling ein überraschendes Comeback erlebte. Doch welche Bedeutung steckt hinter diesem Namen, und warum hat er gerade durch die magische Welt der Zauberei so sehr an Popularität gewonnen? Und wie steht es um den Namen Hermione, dem Namen der Originalfassung – stellt er wirklich die englische Variante des Namens dar? Werfen wir einen Blick auf die Geschichte dieses Namens, der aus der Vergessenheit zu weltweiter Bekanntheit fand.

Hermine – ein altmodischer Name

Bis in die 1930er-Jahre war Hermine ein gebräuchlicher Mädchenname. Nach Jahrzehnten der Stille kehrt er seit 2006 allmählich zurück in die Geburtenregister. Als weibliche Form zum männlichen althochdeutschen Vornamen Hermann setzt sich Hermine aus den Bestandteilen her ‚Heer‘ und mann ‚Mann, Mensch‘ zusammen. Der Name bedeutet demnach so viel wie ‚Kriegerin‘ oder ‚Kämpferin‘. Man findet ihn in der deutschen Literatur unter anderem in Hermann Hesses Roman „Der Steppenwolf“ von 1927.

Hermione hingegen, der in der Originalfassung von Harry Potter vergebene Name für die Figur der Hermine, stammt als weibliche Form von Hermes aus dem Griechischen und erlangte hauptsächlich durch Shakespeares „The Winter’s Tale“ (1610) größere Bekanntheit. In der klassischen Mythologie war Hermione die Tochter von Helena von Troja und Menelaos, also in vielerlei Hinsicht eine Figur mit hohem Status und einer gewissen Tragik. Somit steht fest: Hermine ist mitnichten die deutsche Variante des Namens Hermione.

Trotz der historischen und literarischen Bezüge galten beide Vornamen in Deutschland lange Zeit nicht als gebräuchlich. Nach 1930 war Hermine ein äußerst selten vergebener Name, der häufig mit den Worten „altmodisch“ und „überholt“ in Verbindung gebracht wurde und den man vermehrt aus der Literatur und weniger aus dem realen Leben kannte-

Als Harry Potter kam …

Alles änderte sich jedoch mit dem weltweiten Erfolg der „Harry Potter“-Bücher. Die Figur der Hermine (bzw. Hermione) Granger, einer der drei Hauptcharaktere, wurde mit der Veröffentlichung von „Harry Potter und der Stein der Weisen“ im Jahr 1997 weltweit bekannt. Die junge, hochintelligente und mutige Hermine, die mit ihren Freunden Harry und Ron durch die Abenteuer der Zaubererwelt zieht, machte den Namen Hermine über Nacht zum Synonym für Brillanz und Unerschrockenheit. Der Charakter, der in der Buchreihe von J. K. Rowling so meisterhaft gezeichnet wurde, hat maßgeblich dazu beigetragen, den Namen aus der Ecke des Vergessens zu befreien und ihm neuen, frischen Glanz zu verleihen.

In den Jahren nach der Veröffentlichung der ersten „Harry Potter“-Bände tauchte der Name Hermine in Deutschland vermehrt in den Vornamenslisten auf. Hermine wurde plötzlich wieder zeitgemäß und vor allem mit einer neuen, positiven Assoziation belegt. Der Name, der über Jahrzehnte hinweg fast vergessen war, fand ein neues Zuhause in den Kinderzimmern.

Der Namenstag von Hermine

Die Namen Hermine und Hermione haben im christlichen Kalender mehrere Namenstage, die auf unterschiedliche historische oder religiöse Persönlichkeiten zurückgehen. Sie verankern den Namen in der religiösen und kulturellen Geschichte.

  • Der 9. Juli ist dem Gedenken an Hermine Grivot gewidmet, einer französischen Widerstandskämpferin während des Zweiten Weltkriegs.
  • Der 30. Dezember erinnert an Hermine von Echternach, eine Heilige, die für ihren Glauben und ihre Werke in der Region Echternach, heute Teil Luxemburgs, bekannt ist. Auch der 3. Januar ist ihr gewidmet. Als Gründerin des Klosters Oeren in Westfalen gedenkt man ihrer an diesem Tag unter dem Namen Irmina von Oeren.
  • Am 4. September wird der Namenstag nach Hermione von Ephesos begangen, einer christlichen Märtyrerin aus der frühen Kirchenzeit.

Varianten und Ableitungen des Vornamens Hermine

Hermina
Herminie
Hermana
Hermanna
Herminia
Herma
Mina

Beliebtheit von Hermine

Seit 2006 findet sich Hermine hierzulande wieder regelmäßig unter den 300 beliebtesten Vornamen für Mädchen. In Norwegen belegte der Vorname 2021 sogar Platz 46. In Deutschland nahm er im Jahr 2024 Platz 223 ein, ist jedoch nach wie vor als Folgename beliebter denn als Erstname.

Dies gilt allerdings nicht für den Namen Hermione: Er scheint für deutsche Ohren zu fremd zu sein, wurde er doch in den vergangenen Jahren kaum vergeben.

Fazit

Seiner Bedeutung alle Ehre machend, kämpfte sich der Name Hermine durch die magische Welt von Harry Potter zurück in die Gegenwart. Heute steht der Vorname für Stärke, Intelligenz und Mut und hat sich als moderner Klassiker etabliert. Die Entwicklung des Namens zeigt, wie sehr Literatur und Popkultur die Wahrnehmung von Namen beeinflussen können und wie ein einziger literarischer Moment einen traditionellen Namen zu neuem Leben erwecken kann.

Quellen

Wilfried Seibicke, »Historisches Deutsches Vornamenbuch«, Berlin/New York 1998.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermine

https://www.beliebte-vornamen.de/21396-hermine.htm

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