
Namenstage sind eigentlich eine christliche, insbesondere katholische Tradition, bei der gläubige Eltern ihre Kinder nach heiligen Vorbildern benennen. So feiern Personen, die nach Johannes dem Täufer benannt sind, ihren Namenstag am 24. Juni, dem vermuteten Geburtstag des Heiligen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen kirchlichen Gedenktagen hat es der Namenstag von Johannes als Johannistag durchaus zur Berühmtheit geschafft. So verbinden seine Ursprünge christliche und vorchristliche (heidnische) Traditionen gleichermaßen.
Johannes – ein biblischer Name
Zunächst aber ist der Johannistag – auch Johanni, Johannisfest, Johannestag – das Hochfest der Geburt Johannes’ des Täufers (lateinisch: Johannes Baptista). Er ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Christentums: Nach der Bibel war Johannes der Täufer der Wegbereiter Jesu. Sein Beiname der Täufer (Baptista) unterscheidet ihn nicht nur von dem gleichnamigen Evangelisten (Johannes Evangelista), sondern zeigt vor allem an, dass er Jesus im Jordan taufte und das Kommen des Messias ankündigte.
Aber auch sein eigentlicher Name unterstreicht sein Wirken. So geht Johannes auf den hebräischen Namen Jochanan zurück, der als überkonfessionelle Form den Ursprung des biblischen Namens Johannes darstellt; Jochanan bedeutet: ‚der Herr ist gnädig, gütig, huldreich, hold‘.
Verbreitung von Johannes
Der Name Johannes fand durch die Verehrung Johannes’ des Täufers beachtliche Verbreitung in der christlichen Welt. Ihm wurden unzählige Taufkapellen – seit der Reformation auch bei den Protestanten – geweiht, was Johannes zu einem äußerst volkstümlichen Namen machte. Am Ende des Mittelalters war Johannes der häufigste kirchliche Taufname und der verbreitetste Vorname überhaupt. Die Folge: Es bildeten sich zahlreiche Kurz- und Koseformen aus, wie z. B. Jan, Hans und Hänschen, aber auch weibliche Formen wie Johanna/Johanne.
Noch um 1900 war Johannes zusammen mit seiner Kurzform Hans der vierthäufigste Vorname in Deutschland. Zuletzt (2024) stand Johannes nur noch auf Platz 86 der beliebtesten Erstnamen, doch als Zweit- oder Folgename ist er auf Platz 17 nach wie vor beliebt. Auch im Ausland finden sich zahlreiche Varianten.
Wer feiert am Johannistag Namenstag?
Hier sind einige Varianten und Ableitungen des Vornamens Johannes – Personen mit diesen Namen feiern am 24. Juni Namenstag:
- Gion (schweizerisch)
- Giovanni (italienisch)
- Häisi (schweizerisch)
- Hannes
- Hans
- Hänschen
- Hänsli (schweizerisch)
- Hanusi (schweizerisch)
- Hensli (schweizerisch)
- Ioánnis (griechisch)
- Iwan (russisch)
- Jack (englisch)
- Jan (niederdeutsch, niederländisch, polnisch)
- Jannik (tschechisch)
- Jánnis (griechisch)
- János/Janosch (ungarisch)
- Jean (romanisch)
- Jens (dänisch)
- Johan/Johann
- Johanna/Johanne
- Johanneke
- Johannetta/Johannette
- Johannes/Johannis
- John (englisch)
- Juan (romanisch)
- Juhani (finnisch)
- Schani (österreichisch)
- Yahya (arabisch)
Am beliebtesten unter den Varianten sind in Deutschland derzeit Johanna auf Platz 30 und Johan/Johann auf Platz 48 der Mädchen- bzw. Jungen-Erstnamenliste.
Verbindung zur Sommersonnenwende
Das Datum des 24. Juni hat auch symbolischen Charakter, der auf einer Naturbeobachtung beruht: Es folgt kurz auf die Sommersonnenwende zwischen dem 20. und 22. Juni, wenn die Tage wieder kürzer und die Nächte länger werden. Zudem liegt es sechs Monate vor der Wintersonnenwende und dem Weihnachtsfest (deshalb sprach man früher auch von Sommerweihnacht). Diese Lichtsymbolik wird wiederum mit Johannes dem Täufer in Verbindung gebracht. So heißt es im Neuen Testament im ersten Kapitel des Johannesevangeliums (Verse 6 bis 9):
„Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“
Aus diesen Zeilen ist herauszulesen, dass Johannes der Täufer Gott als wahres Licht ankündigt, während die Menschen vergänglich sind. So entstanden zahlreiche Bräuche am Johannistag – ob mit heidnischem oder religiösem Hintergrund.
Bräuche und Symbole zur „magischen Jahreszeit“
In Fauna und Flora hat „Der Täufer“ seinen Namen vor allem in der Schreibvariante Johannis – mit der Endung -is – vererbt. Zahlreiche Bräuche stehen in Verbindung mit seinem Namen bzw. dem Johannistag, aber auch nicht wenige Begriffe, die das besondere Wesen dieser „magischen Jahreszeit“ prägen. Dies ist eine kleine Auswahl:
- Johannisbeeren: Sie werden etwa zur Zeit um den Johannistag reif.
- Johannisfeuer: Der zunächst heidnische Brauch, der ebenfalls in der Symbolik von Feuer, Sonne, Licht und der Sommersonnenwende steht, wurde von der Kirche aufgenommen. Der Sprung über und der Tanz um das Feuer sollen Unheil abwehren. Zudem symbolisiert das Feuer, dass Johannes der Täufer Gott als wahres Licht der Welt ankündigte.
- Johanniskuchen: Man nehme Johannisbeeren für das traditionelle Gebäck am Johannistag.
- Johanniskränze: Aus der Heilpflanze Johanniskraut – die um den Johannistag in voller Blüte steht – geflochten und im Haus aufgehängt, sollen sie dem Schutz vor Dämonen und bösen Geistern dienen.
- Johannisnacht: Auch die Nacht vor dem Johannistag ist legendär. Sie gilt – unter anderem (!) – als „Losnacht“: Eine Bauernregel besagt, dass gutes Wetter in der Johannisnacht bzw. am Johannistag („Lostag“) gutes Wetter im Folgejahr verspricht und somit eine reichhaltige Ernte.
- Johanniswürmchen: Sie paaren sich in der Zeit um den Johannistag und sind hier besonders sichtbar – auch ein Lichtsymbol.
Kulinarisches nach Johannes
Im Gegensatz zum Johanniskuchen handelt sich beim Johannisbrot nicht um etwas Gebackenes, sondern um die Frucht des Johannisbrotbaumes. Es wird zu Carobpulver, einem Kakaoersatz, oder zu Johannisbrotkernmehl, einem Bindemittel, verarbeitet. Der Name rührt von einer Legende her, nach der sich Johannes der Täufer während seiner Zeit in der Wüste von diesen Früchten ernährt haben soll. Übrigens: Der Ausdruck Spargelsilvester kommt auch ohne den Bestandteil Johannis- aus, dennoch steht er in Verbindung mit dem berühmten Gedenktag: In der Tat markiert der 24. Juni auch das Ende der Rhabarber-Erntezeit und der Spargelsaison.
Johannis- im Wörterbuch
Hier ist eine Liste einiger Wortzusammensetzungen mit dem Erstbestandteil Johannis-, die wir mit dem Johannistag verbinden – viele von ihnen stehen im Wörterbuch:
- Johannisbeere
- Johannisblume
- Johannisbrot
- Johannisbrotbaum
- Johannisbrotkernmehl
- Johannisfeuer
- Johannisfünkchen
- Johanniskäfer
- Johanniskrone
- Johanniskuchen
- Johanniskranz
- Johanniskraut
- Johannisnacht
- Johannisschnitt
- Johannisstrauß
- Johannisstreu
- Johannistau
- Johannistrieb
- Johannisvögelchen
- Johanniswürmchen
Fazit
Der Johannistag steht nicht nur für das Fest zu Ehren eines bedeutenden religiösen Vorbildes, das seinen Namen zahlreich weitergegeben hat, sondern auch für das Wunder der Natur sowie Leben und Vergänglichkeit. So oder so steht er für lebendige Volkskultur.
Quellen
Duden. Das große Vornamenlexikon, Mannheim 2007.
Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Mannheim 2012.
Wilfried Seibicke, Historisches Deutsches Vornamenbuch, Berlin/New York 1996 ff.
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannisbrotbaum
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannistag
https://brauchtum.de/de/sommer/johannistag.html
https://www.ekd.de/johannestag-Basiswissen-Glauben-56798.htm






