
Martin – das ist nicht nur ein beliebter Vorname, sondern auch der Name eines berühmten Heiligen: genannt St. Martin oder Martin von Tours. Er ging als hilfsbereiter und barmherziger Bischof in die Geschichte ein und bescherte uns so den ebenso berühmten Martinstag, der jährlich am 11. November begangen wird. Im Laufe der Zeit sind zahlreiche Bräuche rund um den Martinstag entstanden. Doch wer war der heilige Martin eigentlich und was steckt hinter Martinsgans, Laternenumzügen und Co.? Die Antworten inklusive Infos zum Vornamen Martin gibt’s hier.
Was der Vorname Martin mit dem Kriegsgott Mars zu tun hat
Martin ist ein männlicher Vorname lateinischer Herkunft. Es handelt sich um eine Kurzform von Martinus, eine Erweiterung des Namens Martius. Martius ist wiederum vom römischen Kriegsgott Mars abgeleitet. So bedeutet der Name etwa ‚Sohn des Mars‘ und ‚der dem Kriegsgott Mars Geweihte‘.
Martin: Ein Name mit christlicher Geschichte
Gebräuchlich wurde Martin im Hochmittelalter als christlicher Vorname in Verehrung des heiligen Martin. Zu dieser Zeit war die Vergabe von Heiligennamen sehr beliebt. Der heilige Martin lebte zu Beginn des Frühmittelalters im 4. Jahrhundert. Er gründete die ersten abendländischen Klöster und war Bischof von Tours. Außerdem gilt er als Schutzheiliger der Franken. St. Martin galt als besonders barmherzig, denn einer bekannten Legende nach teilte er seinen Mantel mit einem frierenden Bettler. Am 11. November, dem Martinstag, wird noch heute seiner gedacht. Schon im Mittelalter entstanden viele Bräuche rund um diesen Tag, der auf seine Grablegung im Jahr 397 zurückgeht.
Was St. Martin und Martin Luther verbindet
In Ostfriesland und einigen weiteren protestantischen Gebieten, vor allem in Norddeutschland, bezieht sich der Martinstag auf den Reformator Martin Luther, dessen Geburtstag auf den 10. November 1483 datiert wird. In diesen Gegenden feiert man den Martinstag daher auch am 10. November. Martin Luther wurde wiederum nach dem heiligen Martin benannt, denn Luthers Taufe war am 11. November – das Datum des Tagesheiligen St. Martin. In der Neuzeit wurde der Vorname Martin daher auch in protestantischen Kreisen gern vergeben.
Beliebtheit von Martin im Wandel der Zeit
Der Vorname Martin erfreut sich in Deutschland schon lange stetiger Beliebtheit. In den 1940er-Jahren nahm seine Verbreitung stark zu, sodass der Name ab Ende der 1950er-Jahre unter den Top 20 der beliebtesten Jungennamen stand. Zwischen 1970 und 1980 wurde der Name Martin besonders häufig vergeben und war einige Male sogar unter den zehn beliebtesten Jungennamen. Seit Anfang der 1990er-Jahre nimmt seine Beliebtheit ab. Dennoch wird der Name heutzutage immer noch recht gern vergeben, insbesondere als Zweitname. So verfehlte Martin zuletzt im Gesamtranking gerade die Top 100 der beliebtesten Jungennamen, wobei er als Zweitname weitaus beliebter ist denn als Erstname.
Über den Tellerrand geschaut
Nicht nur in Deutschland ist der Name Martin verbreitet, sondern auch in vielen weiteren Ländern. In Spanien beispielsweise befindet er sich seit 2014 unter den Top 10 der beliebtesten Jungennamen und belegte 2021 und 2022 sogar den ersten Platz. In Bulgarien befindet er sich seit 2012 unter den beliebtesten drei Jungenamen, und in der Slowakei befand er sich von 2000 bis 2002 auf der Spitzenposition. Zudem handelt es sich bei Martin auch um einen gebräuchlichen Familiennamen: in Deutschland und vielen anderen Ländern. In Frankreich ist Martin sogar der häufigste Familienname, und auch im englischsprachigen Raum ist er als solcher sehr verbreitet.
Martin feiert mehrfach: Namenstage im Überblick
Der wohl bekannteste Namenstag von Martin ist der 11. November nach Martin von Tours, der auch als Martinstag bekannt ist. Doch es gibt noch weitere Namenstage für den Namen Martin:
- der 13. April (katholische Kirche) bzw. 14. April (orthodoxe Kirche) nach dem Heiligen Martin I., ein kirchenpolitisch engagierter Papst im 6./7. Jahrhundert, und
- der 3. November nach dem heiligen Martin von Porres, der im 16./17. Jahrhundert lebte und als Schutzpatron des Pflegepersonals, der sozialen Gerechtigkeit, der Friseure und der Laienbrüder gilt.
Wer feiert am Martinstag Namenstag?
Hier sind einige Varianten und Ableitungen des Vornamens Martin – Personen mit diesem Namen feiern am 11. November, aber auch am 13. bzw. 14. April sowie am 3. November Namenstag:
- Maarten, Marten, Martinus, Merten, Martijn (niederländisch)
- Marcin (polnisch)
- Martín/Martíni, Mërtír/Mërtíri (albanisch)
- Mart und Märt (estnisch)
- Mårten (schwedisch)
- Märtel (fränkisch)
- Martí (katalanisch)
- Martín (spanisch)
- Martino (italienisch)
- Mārtiņš (lettisch)
- Martim (portugiesisch)
- Márton (ungarisch)
- Martti (finnisch und estnisch)
- Martynas (litauisch)
- Měto, Měrćin (niedersorbisch, obersorbisch)
- Martin, Maťo (slowakisch)
- Morten (dänisch, norwegisch)
- Marteinn (isländisch)
Die Entstehung des Martinstages: Zwischen Tradition und Legende
Der Martinstag wird auch Sankt-Martins-Tag oder Martinsfest genannt, in Bayern und Österreich auch Martini (von lat. [Festum Sancti] Martini ‚Fest des heiligen Martin‘). Zwar wird der Martinstag in der christlichen Tradition schon seit 397 n. Chr. als Gedenktag des heiligen Martin begangen, das Brauchtum um den Martinstag bekam allerdings erst im 19. Jahrhundert einen Bezug zum heiligen Martin und zu den Legenden um ihn. So entstanden die Bräuche eigentlich aus zwei anderen Traditionen:
- Der 11. November lag am Beginn der kirchlichen Fastenzeit, die vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein vor Weihnachten begangen wurde und in orthodoxen Kirchen teilweise bis heute stattfindet. Am letzten Tag vor der Fastenzeit konnten die Menschen noch einmal den letzten Festbraten vor Weihnachten zu sich nehmen.
- Zudem stellte der 11. November das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres dar; es war der traditionelle Tag der Entrichtung des Zehnten, also der Steuer, die von den Bauern an eine geistliche oder weltliche Institution abzugeben war. Diese wurden früher häufig in Naturalien bezahlt. Nicht selten bestand diese Abgabe aus einer Gans, sodass die Bezeichnung Martinsgans entstand. Da dieser Tag traditionell mit einer Kirmes oder einem Tanzmusikabend gefeiert wurde, war es üblich, die Gans an diesem Abend als Festessen zuzubereiten.
Aus diesen beiden Traditionen entwickelten sich die ältesten Martinsbräuche, die regional bis etwa ins Jahr 1800 bestanden. Sie waren noch größtenteils spontan und ungeordnet: Es gab gesellige Feste, Martinsfeuer und Kinder, die am Vorabend des 11. Novembers umherzogen und um Gaben baten.
Übrigens: Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der 11. November im rheinischen Karneval zudem zum Beginn der Karnevalssaison.
Martinsgans, Laternenumzüge und Co. – heutige Bräuche am Martinstag
Heute begeht man den Martinstag in Mitteleuropa mit verschiedenen Bräuchen. Hier sind die bekanntesten:
- Martinsgansessen: Dieser Brauch ist eigentlich auf die Entrichtung des Zehnten zurückzuführen (siehe oben). In Legenden wird aber häufig erzählt, dass die Martinsgans etwas mit dem Leben von St. Martin zu tun haben soll. Einige Legenden besagen, dass er sich in einem Gänsestall versteckt habe, weil er sich als unwürdig für die Position des Bischofs gesehen habe; allerdings soll er durch das Geschnatter der Gänse entdeckt worden sein. Einer anderen Erzählung zufolge habe eine Schar Gänse St. Martin bei einer Predigt in der Kirche unterbrochen, woraufhin die Gänse gefangen und verzehrt worden seien. Traditionell wird die Gans in Deutschland mit Rotkohl und Semmelknödeln oder Kartoffelklößen gegessen.
- Sankt-Martins-Umzug/Martinszug: Kinder ziehen bei den Umzügen mit gekauften oder selbstgebastelten Laternen durch die Straßen, meist begleitet von einem Reiter, der einen roten Mantel trägt, einen Schimmel reitet und den heiligen Martin darstellt. Häufig wird auch dargestellt, wie St. Martin seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Die Kinder singen Martinslieder und im Anschluss des Umzuges gibt es ein großes Martinsfeuer.
- Martinsfeuer: Zum Abschluss des Laternenumzugs versammeln die Menschen sich häufig um das traditionelle Martinsfeuer: ein großes Feuer, das Freude, Licht und Wärme symbolisiert.
- Martinssingen: Im Anschluss an den Umzug oder an einem abweichenden Termin findet häufig das Martinssingen statt. Die Kinder ziehen mit ihren Laternen von Haus zu Haus und erbitten mit Gesang kleine Gaben wie Süßigkeiten, Gebäck oder Obst. Für das Martinssingen gibt es verschiedene lokale Bezeichnungen, im Rheinland zum Beispiel Kötten, Schnörzen, Dotzen oder Gribschen. In Ostfriesland und einigen anderen evangelischen Gegenden findet das sogenannte Martinisingen am Abend des 10. November statt – in Gedenken an Martin Luther, der als Lichtfreund und Glaubensmann gefeiert wird.
- Gebäck: In manchen Teilen Westdeutschlands erhalten die Kinder am Martinstag ein Gebäckstück aus Hefeteig mit Rosinen. Im Rheinland und in Hessen ist dieses Gebäck als Weckmann bekannt, in Nordrhein-Westfalen heißt es Stutenkerl oder Pfeifenmann, in Süddeutschland Dambedei oder Klausenmännle und in der Schweiz Grittibänz oder Grättimaa. Dieses „Kerlchen“ ist in vielen Regionen auch typisch für den Nikolaustag. In manchen Regionen gibt es auch Martinshörnchen in den verschiedensten Varianten, kleine Martinsgänse aus Keks- oder Hefeteig oder süße Laugenbrezeln, auch Martinsbrezeln genannt.
Fazit
Der heilige Martin von Tours ist bekannt für seine Barmherzigkeit, insbesondere für den Mantel, den er mit einem Bettler geteilt haben soll. Noch heute erinnern die Bräuche und Traditionen des Martinstages an dieses Vorbild der Nächstenliebe. Zudem hat St. Martin wesentlich zur Verbreitung des Vornamens Martin beigetragen und die Namenswelt so nachhaltig geprägt – der Name hat die Jahrhunderte überdauert und zählt bis heute in vielen Ländern zu den Klassikern unter den Vornamen.
Quellen
Duden – Das große Vornamenlexikon, 6. Auflage, Berlin 2021
Wilfried Seibicke, Historisches Deutsches Vornamenbuch, Berlin/New York 2003
https://www.beliebte-vornamen.de/4970-martin.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_I._(Papst)
https://de.wikipedia.org/wiki/Martinisingen






