
1978 hat die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), ein Verein zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache in Wiesbaden, ihre „Liste der beliebtesten Vornamen“ für den Jahrgang 1977 zum ersten Mal veröffentlicht. Damals war die Anzahl der ausgewerteten Namen noch sehr übersichtlich: Nur eine Handvoll Standesämter wurde gebeten, die bei ihnen im vergangenen Jahr beurkundeten Vornamen der Neugeborenen zu übersenden. Zwar war das Ergebnis – die erste Hitliste – längst nicht repräsentativ, doch es vermittelte einen Eindruck davon, welche Namen zu jener Zeit im Trend lagen. Heutzutage ist nicht nur die Datenbasis sehr viel umfangreicher, auch die Erkenntnisse, die aus der Auswertung gezogen werden, sind sehr viel detaillierter. Werfen wir einen genaueren Blick darauf.
Vom Testlauf zum Klassiker
Was als einmalige Aktion der GfdS begonnen hatte, wurde zu einer jährlichen Tradition. Für das Vornamenranking des Jahrgangs 1978 steuerten schon doppelt so viele Standesämter – nämlich acht – ihre Daten bei. Der Namenkundler Wilfried Seibicke, der die Aufstellung ins Leben gerufen hatte, äußerte damals: „Schön wäre es, wenn nach einem festen Plan an verschiedenen Orten der Bundesrepublik regelmäßig alle Namen für Neugeborene ausgezählt würden […]. Leider können wir uns nicht auf solche systematischen Untersuchungen stützen.“ Was er sowohl beklagt als auch sich gewünscht hatte, war 35 Jahre später Realität.
Datenbasis
Inzwischen nehmen jährlich ca. 750 Standesämter an der Auswertung der GfdS teil und übersenden ihr die bei ihnen beurkundeten Vornamen. Darunter sind die Standesämter der Großstädte, der Landeshauptstädte, der meisten Kreis- und kreisfreien Städte sowie zahlreiche weitere kleinere und größere Ämter. So erhält die GfdS jedes Jahr ca. 90 % aller pro Jahrgang vergebenen Vornamen. Auf dieser Basis erstellt sie die Vornamenlisten: als Gesamtliste mit allen vergebenen Vornamen sowie als Erst- und als Folgenamenliste, gezielt ausgewertet nach der Position im Gesamtnamen. Damit ist die Liste der GfdS die repräsentativste Vornamenstatistik in Deutschland.
Vornamenranking UND Arbeitsinstrument
Gleichzeitig stellen diese Vornamendaten ein wichtiges Arbeitsmittel der GfdS im Rahmen ihrer Vornamenberatung dar: Da in Deutschland kein Zentralregister über eingetragene Vornamen existiert, gibt die GfdS anhand dieser Daten insbesondere Standesämtern Auskunft darüber, ob strittige oder seltene Vornamen in Deutschland schon einmal beurkundet wurden. Auch bei Anfragen zu Vornamengutachten über die Eintragungsfähigkeit von Vornamen – ein Service der GfdS für Eltern mit schwierigen Vornamenwünschen – schöpft sie Wissen aus diesem Datenpool. Und auch die Wissenschaft profitiert von der Namensammlung: Anhand der Daten der jährlichen Erhebungen lassen sich zahlreiche Vornamenthemen erforschen. Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen werden von der GfdS in der Zeitschrift Der Sprachdienst veröffentlicht.
Quelle
Wilfried Seibicke, Die beliebtesten Vornamen des Jahres 1977, in: Der Sprachdienst 5/1978; zitiert nach: Wilfried Seibicke, Vornamen, Wiesbaden 1977.






