Tradition oder Trend – was beeinflusst Eltern bei der Namenswahl?

Pumuckl, Adalbert oder doch lieber Leon? Wenn Eltern ein Kind erwarten, stehen sie vor der spannenden Frage: Wie soll der Nachwuchs heißen? Soll es ein ganz besonderer Name sein oder eher ein klassischer? Wird nur ein Name vergeben oder – die Qual der Wahl! – sogar mehrere?

Was beeinflusst eigentlich die Entscheidung für einen Namen – der Klang, die Bedeutung, Traditionen oder vielleicht berühmte Namensvorbilder? Um herauszufinden, warum Eltern sich für bestimmte Vornamen entscheiden, haben die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und das Institut für Demoskopie Allensbach 2014 gemeinsam eine Studie durchgeführt.

Wer wurde befragt?

Für die Umfrage wurden 962 Eltern aus unterschiedlichen Alters- und Bevölkerungsgruppen zu den Vornamen ihrer Kinder befragt, darunter 244 Eltern, deren ältestes Kind zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht volljährig war. Die Ergebnisse, die wir hier vorstellen, beziehen sich speziell auf diese letztgenannte Gruppe, um aktuelle Trends besser abbilden zu können.

Wie läuft die Namenssuche ab?

Einen Vornamen für ihr Kind auszusuchen, war für die meisten Eltern kein großes Problem. Rund einem Drittel fiel die Entscheidung sogar sehr leicht, etwa die Hälfte der Befragten fand es eher leicht, einen passenden Namen zu finden. Nur 2 % der Eltern haben sich mit der Entscheidung schwergetan. Allerdings haben mögliche Probleme bei der Namensfindung nichts mit eventuell überhöhten Ansprüchen der Eltern zu tun. Im Gegenteil: Eltern, denen die Vornamenwahl nicht ganz so leichtfiel, nannten weniger Kriterien als besonders wichtig für die Vornamenwahl.

Was Eltern bei der Namenswahl wichtig ist

Der Klang des Namens und damit ästhetische Kriterien spielen heutzutage die wichtigste Rolle bei der Vornamenwahl. Fast drei Viertel der Eltern achteten besonders darauf, dass sich der Name ihres Kindes gut anhört; nur 6 % gaben an, dass dies für sie von untergeordneter Bedeutung war. Auffällig ist: Gerade bei Mädchennamen ist der Wohlklang noch wichtiger. Fast vier Fünftel der Eltern (79 %) legten beim Namen der Tochter großen Wert auf den Klang, beim Namen des Sohnes nur knapp zwei Drittel (65 %).

Ebenfalls wichtig war vielen, dass Vor- und Familienname gut zusammenpassen und die Länge des Vornamens stimmig ist. Darüber hinaus sollte der Name dem Kind keine Nachteile im Leben bringen (das war für 42 % der Befragten besonders wichtig) und zu jedem Alter passen (wichtig für 31 %). Über die Hälfte der Eltern gab zudem an, dass es ihnen wichtig oder sogar besonders wichtig gewesen sei, dass der gewählte Name auch beim Rest der Familie Zustimmung findet. Knapp die Hälfte erachtete es dabei als wichtig oder sehr wichtig, dass ihnen der Name modern erschien.

Das war weniger entscheidend

Weniger wichtig waren den Eltern dagegen die Bedeutung des Namens oder ein möglicher religiöser Bezug. Auch die Herkunft des Namens, ein bestimmter Anfangsbuchstabe oder die Häufigkeit des Namens spielten eher eine Nebenrolle.

Woher nehmen Eltern ihre Inspiration?

Fast ein Drittel der Eltern haben sich bei der Namenswahl vor allem durch Familie, Freunde oder Bekannte inspirieren lassen. Knapp ein Fünftel hatte den Wunschnamen schon lange im Kopf, und 15 % stöberten gezielt in Namensbüchern oder -listen. Das Internet spielte dagegen kaum eine Rolle: Nur 1 % holte sich dort Anregungen.

Namensvorbilder

Ein Viertel der Eltern benannte das Kind nach einer bestimmten Person, etwa nach Familienmitgliedern, bekannten Persönlichkeiten oder sogar fiktiven Figuren. Am häufigsten waren es die eigenen Großeltern, die als Namensvorbilder dienten. 16 % der Eltern wählten einen Namen aus der Familie, 6 % orientierten sich an prominenten oder historischen beziehungsweise fiktiven Vorbildern.

Mehrfachnamen

9 % der Eltern gaben ihrem ältesten Kind bei der Geburt mehr als einen Vornamen – besonders dann, wenn sie das Kind nach einem Familienmitglied benennen wollten. Der häufigste Grund für die Vergabe von mehr als einem Namen war jedoch wiederum die Ästhetik: Rund ein Drittel der Eltern fand Doppelnamen einfach schön, etwas weniger häufig hatte einer der Vornamen für die Eltern eine besondere Bedeutung.

Quelle

Die Motive der Vornamenwahl. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von Eltern, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach. Herausgegeben von Andrea-Eva Ewels (GfdS) und Steffen de Sombre (IfD). Gesellschaft für deutsche Sprache 2014. 22 Seiten.

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